...AND THE BEAT GOES ON
Filmkritik
Aargauer Zeitung 17.11.00
Ein besonderes Filmereignis im Aarauer Kino
Aarau "And the Beat goes on" von Georges Gachot ist endlich zu sehen
"Bach at the Pagoda" hiess der erste Film von Georges Gachot über Kinderarzt Beat Richner alias "Beatocello". Das war 1997. Nun ist er da mit seinem zweiten Werk über den unermüdlichen Zürcher Kinderarzt in Kambodscha: "And the Beat goes on" ist ein weiterer Film über das Wirken von Beat Richner, der in Kambodscha innert acht Jahren drei Spitäler aufgebaut hat und in der Schweiz jährlich Spenden im Umfang von 12 Millionen Franken eintreibt.
Die Botschaft von Richner und Gachot ist klar: Kambodschanische Kinder haben das gleiche Recht auf medizinische Versorgung wie schweizerische. Diese Überzeugung leitet den Kinderarzt ebenso wie den Filmemacher. Und so legt denn Gachots Film zu Richners Arbeit Zeugnis ab vom unbedingten Willen, diesen Anspruch in der Realität durchzusetzen. Ein eindrückliches Stück Schweizer Film, das Schritt zu halten versucht mit dem atemberaubenden Tempo von Beat Richners Tätigkeit. Mit Bildern, die unter die Haut gehen, mit Bildern aber auch, die den hohen Grad der Personalisierung von Richners Arbeit vor Augen führen. Jedenfalls: Allemal ein lohnender Kinobesuch am Wochenende. (az)
"And the Beat goes on": Freitag, 17. November, 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag, 18. und 19. November, jeweils 17.30 Uhr im Kino Nova, Aarau.
Das Kämpferherz schlägt weiter Der Arzt mit dem Cello, Beat Richner, er ist immer noch in Kambodscha. Filmemacher Georges Gachot hat ihn bereits zum zweiten Mal besucht: «... and the Beat goes on.» - Und wie.
 
Andreas Nagel
«Es schlampen die Beamten, es sterben die Kinder ...» - das «Chanson des fonctionnaires», begleitet vom energischen Cellospiel des Kinderarzts, lässt Resignation befürchten. Ein Glück für Kambodscha - es
ist noch Wut, mit der Richner über die Saiten fährt. Unbändige Wut gar, über die «Borniertheit des Westens», der ihm unterstellt, er wecke mit seinen Spitälern Bedürfnisse, die bis anhin nicht bestanden hätten. -
Georges Gachots Dokumentarfilm «... and the Beat goes on.» beweist das Gegenteil. Vor Richners Zeit wurde einfach gestorben, seit acht Jahren haben die vielen kranken Kinder Kambodschas zumindest eine
Überlebenschance.
 
Angkor: Imposante Kulisse
Drei Spitäler sind es inzwischen, alle errichtet und unterhalten mit Spendengeldern vornehmlich aus der Schweiz. Das letzte wurde 1999 in Siemreap, im Norden des Staates, eröffnet, ganz in der Nähe der
gigantischen Tempelanlage von Angkor, die Filmer Gachot immer wieder ins Bild rückt. Eine imposante Kulisse, welche die Gegensätze in diesem Land nach 30 Jahren Gewalt und Menschenrechtsverletzungen er- drückend zum Tragen bringt: jahrhundertealte Traditionen hier, Elend und Krankheit dort. «... and the Beat goes on.» ist nach «Bach at the Pagoda» (1996) der zweite Dokumentarfilm des französischen Regisseurs über das Wirken des Schweizer Kinderarzts. Der Titel machts deutlich: Richner hat den Kampf gegen Tuberkulose, Malaria, Hirnhautentzündung und Korruption nicht aufgegeben. Sein Herz schlägt weiterhin für die Ärmsten der Armen, was auch König Sihanouk nicht verborgen geblieben ist. «Ich danke Ihnen für alles, was Sie für unser Land getan haben», lässt er Richner an seiner Geburtstagsfeier wissen. Der dankt auch, mit Cello und Casals «Le chant des oiseaux» - zweifellos einer der stärksten Momente
des Films.
 
Zwiespältiges Bild
Richner, der Held, den nichts mehr erschüttern kann? Gachot vermittelt ein zwiespältiges Bild. Denn trotz allen Kämpfertums, ein bisschen Resignation schwingt mit; doch hat die einzig mit der täglich, oder besser
nächtlich (wenn in der Schweiz Nachmittag ist) wiederkehrenden Geldbeschaffung zu tun; die rein medizinischen Aufgaben rücken dadurch allzuoft in den Hintergrund. Zwölf Millionen Franken verschlingen die Spitäler pro Jahr, eine Million fliessen allein in Aids-Tests: «Damit wir nicht zu Tätern werden.» Rund zehn Jahre brauche das Land noch, um sich aufzurappeln und die Spitalkosten mittragen zu helfen, schätzt Richner. - Er würde wohl selbst dann nicht abtreten.
© St.Galler Tagblatt, 03.11.2000
TIPP DER WOCHE
VOLLER EINSATZ
Der Zürcher Kinderarzt Beat Richner - auch bekannt als musizierender «Beatocello» - setzt sich seit acht Jahren mit beispiellosem Engagement für die medizinische Versorgung der Kinder in Kambodscha ein. Drei Spitäler hat er in dieser Zeit auf die Beine gestellt; die Betriebskosten betragen inzwischen jährlich 12 Millionen Franken, die der scheinbar Unermüdliche über Spenden aus der Schweiz hereinholt. Regisseur und Produzent Georges Gachot widmet Richner nach «Bach at the Pagoda» (1997) nun einen weiteren Film: «AND THE BEAT GOES ON». Ausgangspunkt ist die Eröffnung des jüngsten Spitals in Siemreap, im Herzen von Kambodscha. Allein die Zahlen, die Richner liefert, sind beeindruckend. 80 Prozent der Kinder können nun ambulant oder stationär behandelt werden; ohne die drei Spitäler würden pro Monat 2400 Kinder mehr sterben im mausarmen Staat. Gachot konzentriert sich in seinem Film auf die segensreiche Seite von Richners humanitärem Einsatz. Dass der Kinderarzt auch kritisiert wird von den internationalen Organisationen, weil er etwa die beste (teure) Medizin gegen Tuberkulose verwendet, wird aus den Äusserungen Richners zwar deutlich, von ihm selber jedoch zu beiläufig («westliche Borniertheit») vom Tisch gewischt. Gerne hätte man etwas mehr über solche Einwände erfahren, was einen noch differenzierteren und gewiss nicht weniger beeindru- ckenden Einblick in Richners grossartige Aufbauarbeit erlaubt hätte.
© TAGES-ANZEIGER (züritipp); 5. Mai 2000 (Nr. 18), Seite 19
«Ich bin ein Gefangener meines eigenen Gewissens»
Acht Jahre schon lebt der Schweizer Beat Richner in einem Alptraum, der Kambodscha heisst. An Flucht ist nicht zu denken, denn die Kinder dort brauchen ihn.
Es passiert ihm immer wieder: «Ich würde Ihnen gerne zwanzig Stutz spenden», sagt die junge Frau und hält dem Mann vor ihr eine Geldnote entgegen. Noch immer ist Dr. Beat Richner überrascht von so viel Öffentlichkeit. «Natürlich weiss ich», gesteht er ein, «dass mich die Leute als <Beatocello> kennen und auch meine Arbeit in Kambodscha ist bekannt. Doch noch nie haben mich so viele Menschen auf der Strasse angesprochen wie in den letzen Tagen.»
Die Geldnote nimmt er selbstverständlich nicht in Empfang. «Mir ist es lieber, Sie zahlen das Geld ein. Dann ist es offiziell», gibt er zur Antwort. «Beatocello» will für Korrektheit einstehen. In der Schweiz und in Kambodscha. Nur so könne er das Vertrauen der Donatoren, die für seine drei Kinderspitäler in Phnom Penh und Siem Reap überlebenswichtig sind, gewinnen und sichern, sagt er.
 
Es ist ein Albtraum
Dr. Beat «Beatocello» Richner, der Cello spielende Zürcher Kinderarzt, Buchautor, Filmdarsteller und «Geldeintreiber» für die Sache der kranken Kinder in Kambodscha, ist wieder in der Schweiz. Bis Montag, dann fliegt er zurück in ein Land, das noch immer die Wundmale des Vietnamkrieges und der Roten Khmer trägt. «Es ist ein Albtraum, an den man sich nicht gewöhnt», sagt Richner unumwunden. Gestern war er in Luzern und stellte im Kino Pix seinen neuen Film «The Beat goes on» vor, den Regisseur Georges Gachot drehte.
Schon einmal arbeiteten die Männer zusammen. Der damalige Streifen hiess «Bach at the Pagoda» und stellte vor allem die Musik Richners in den Vordergrund. Im neuen Film liegt der Schwerpunkt anders: Die Dokumentation zeigt den Alltag im dritten seiner Häuser, dem Kinderspital Jayavarman VII, eingebettet in die Landschaft und Tradition Kambodschas. Er zeigt Kinder, die trotz ihrer Armut lächeln, und solche, die es nicht mehr tun. Zeigt König Norodom Sihanouk, der Richners Arbeit unterstützt.
Was er nur wenig zeigt, ist ein Konflikt, der den sonst bedachten Richner wütend macht. Den mit den Internationalen Hilfsorganisationen wie der WHO oder Unicef. Ihnen unterstellt und beweist er gleichermassen ihre Einbindung in bürokratisch-hierarchische Strukturen, die statt zur Hilfe zur «vorsätzlichen Verweigerung medizinischer Versorgung» führen. Beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag reichte der engagierte Arzt kürzlich dagegen Klage ein.
«Wichtig ist das aber nur am Rande», führt er den Blick zurück auf das Wesentliche: die Arbeit in den Spitälern. 400 000 kranke Kinder untersucht und behandelt er im Jahr. 2400, schätzt Richner, hätten ohne die Spitäler, in denen die Versorgung gratis ist, keine Überlebenschance. Nein, sagt er, er sei kein Altruist. Das Sammeln der unverzichtbaren Spendengelder ist ihm ein Gräuel. Das Leben dort oft eine Last. Dennoch, jährlich 9 Millionen US-Dollar benötigt er zur Finanzierung.
 
Die Unterstützung nimmt zu
Wenn er könnte, würde er zurück in die Schweiz gehen. «Ich fühle mich oft wie in einem Gefängnis, bin der Gefangene meines Gewissens.» Will heissen: Noch zehn Jahre brauche er, um sich «herauszubeissen», so rechnet der Arzt, das heisst die Spitäler finanziell an die Regierung und fachlich an seine bereits gutausgebildeten kambodschanischen Kollegen abgeben zu können.
«Es herrscht Aufbruch im Land», erzählt er. Die Regierung und selbst das Gesundheitsministerium signalisieren erstmals Entgegenkommen. Und: Bei einem Gespräch am vergangenen Montag sicherte Bundesrat Joseph Deiss Richner die weitere Unterstützung des Bundes zu. Jetzt hofft er nur noch, für die nächsten zehn Jahre sichere Gross-Donatoren zu finden. Das treibt an, gerade einen so hartnäckigen Charakter wie Beatocello.
 
© NEUE LUZERNER ZEITUNG
Ausgabe vom Samstag, 13. Mai 2000
CORDULA SANWALD
«And the Beat goes on» läuft im Kino Pix 2, Luzern.
Spenden kann man auf das Postkonto, Nr. 80-60699-1.
TR 7 Das schweizer TV-Magazin
«AND THE BEAT GOES ON»
Ein Aufruf gegen die globale Umverteilung auf Kosten der Schwächsten, der Kinder.
 
Bereits zum zweiten Mal besucht Georges Gachot den Schweizer Kinderarzt Beat Richner in Kambodscha und führt die Wunder der westlichen Medizin in dessen drittem Spital vor. Von nah und fern strömen Mütter mit ihren kranken Kindern in die neu eröffnete Anlage ausserhalb der Hauptstadt in der Nähe der geschichtsträchtigen Tempel von Angkor. Diese Kinder stehen im Zentrum des Films und Richners unermüdlicher Aktivitäten. Die extreme Armut darf das Recht der Kinder auf die bestmögliche Behandlung nicht beschneiden. Die Mentalität des Westens, die Armen mit Almosen abzuspeisen, bringt Richner in Rage, und er liest den Bornierten die Leviten. Gachots Dokumentarfilm ist ein Aufruf zum Umdenken und Handeln.
«And The Beat Goes On» kommt Mitte Mai in Zürich, Winterhur und Luzern in die Kinos, im Herbst folgen Vorführungen in weiteren Städten.
 
Dokumentarfilm von Georges Gachot
Bewertung: ***
Von Jayavarman VII. zu «Beatocello»
Ein Film über Spitalhilfe in Kambodscha
C. W. Innert acht Jahren hat der Zürcher Kinderarzt Beat Richner (der Künstler «Beatocello») in Kambodscha drei Spitäler aufgebaut, Millionen von ambulanten oder stationären medizinischen Behandlungen gewährleistet, in der Schweiz Spenden für den ganzen Betrieb mobilisiert (heute zwölf Millionen Franken pro Jahr) und immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich und auf die Aufgabe, der er sich hingibt, gezogen. Georges Gachot hat - nach «Bach at the Pagoda» (1997) - einen weiteren Film über Richner und vor allem über sein jüngstes Werk, das Spital in Siem Reap, geschaffen: «And the Beat goes on».
 
Der Regisseur und Produzent akzentuiert seine Darstellung entsprechend den faszinierenden Seiten des Projekts und seiner treibenden Kraft. Den Film dominieren Kinder - glücklich spielende, schwerkranke und gesundende -, die Tempel von Angkor, Richners Cellospiel, seine vielseitige Arbeit im Spital, aber auch seine ebenso einfache wie radikale Botschaft: kambodschanische Kinder haben das gleiche Recht auf «korrekte» Medizin wie schweizerische. - Emotionen zu wecken ist erlaubt. Soll uns nicht bewusst werden, dass Kambodscha ein schönes, «reiches» Land ist, das nicht zu Elend verdammt sein müsste, und dass humanitäres Engagement für eine unabsehbare Zahl leidender, wenn nicht hoffnungsloser Kinder vorbildlich ist? Dennoch müsste nicht unbedingt der letzte Satz der «Pastorale» den Ausblick auf den tropischen Wald untermalen. Mit mehreren Sequenzen, die das hohe Ansehen des Schweizers bei König Sihanouk illustrieren, wird zudem auch die Gegenseite leicht märchenhaft personalisiert. Andere - staatliche oder auswärtige - Akteure im Gesundheitswesen oder im Land überhaupt bleiben völlig im Hintergrund.
 
König Jayavarman VII. (1181-1219), der unter anderem einen buddhistischen Tempel in Angkor und zahlreiche Spitäler errichtet hat, erscheint im Namen des neuen, dritten Spitals von Richner. Der heutige Staat könne diese Institutionen erst in zehn Jahren mittragen, sagt er. Aber auch die Mittelbeschaffung in der Schweiz macht ihm Sorgen. Er spricht von «Borniertheit im Westen» und von ausgleichender «Umverteilung», singt von «fonctionnaires qui traînent» - und stösst mit Simplifikationen wohl an Grenzen, wie er sie auch für seinen Ansatz der ganz von aussen finanzierten (nötigen) Symptomtherapie nicht akzeptiert. Wie immer man Richners Methode entwicklungspolitisch beurteilt - auch in Gachots Film zeigt er, dass es an denen ist, sich zu rechtfertigen, die gegen die Not nicht das Mögliche tun.
Ab 11. Mai in mehreren Städten der ganzen Schweiz.
© NEUE ZUERCHER ZEITUNG, 31. März 2000
Kinderspital statt Panzer
Das Ausland als Vorbild, TA vom 30. 3. 2000
Der Bundesrat schlägt vor, 186 Schützenpanzer für 990 Millionen Franken zu kaufen. Das sind 5 322 580.65 Schweizerfranken pro Panzer. Kürzlich sah ich die Filmpremiere ". . . And The Beat Goes On" von Georges Gachot im Kino Arthouse Alba, ein Film über Dr. Beat Richner und sein Werk in Kambodscha.
Beat Richner findet nachts kaum Schlaf, da er sich um die jährliche Finanzierung seiner Spitäler, in denen Hunderttausende von Kindern medizinisch versorgt werden, Sorgen macht. Zu den Nachtstunden erörtert er das finanzielle Risiko mit der Schweiz.
Er benötigt 12 Millionen Schweizerfranken pro Jahr. In zehn Jahren ist Kambodscha so weit, die Spitäler selbstständig, ohne Dr. Richners Hilfe und ohne die Gefahren der Korruption, zu führen. Das heisst, Dr. Richner braucht heute die Zusage unseres Bundesrats für 120 Millionen Schweizerfranken, die auf 12 Millionen pro Jahr aufgeteilt würden zur Kostendeckung.
Mit den zusätzlichen Spendengeldern von weiteren Geldgebern könnten Dr. Richner und sein Team sogar die so dringend benötigte Maternité für HIV-infizierte werdende Mütter zu Ende bauen. Der Bau musste mangels Geld eingefroren werden. Mit ein paar 100 Millionen Schweizerfranken könnte man die AHV-Kassen, die Schweizerische Friedensmission und andere Sozialwerke aus ihren Geldnöten befreien.
Autor: URSULA FRICKER-RÜEGGER, KILCHBERG
© TAGES-ANZEIGER, 31. März 2000, Leserbrief

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